LEBEN mit FASD

FASD und Schule

Kinder mit FASD haben reduzierte Lernfähigkeiten. Einige sind mental retardiert, aber die Mehrheit wird einen durchschnittlichen oder einen etwas unter dem Durchschnitt liegenden IQ haben. Viele mit durchschnittlicher Intelligenz erreichen oft das zu erwartende Potential nicht.

Schulbegleitung

Einführung:
Bis zur Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahre 2009 besuchten Schüler und Schülerinnen mit einer Behinderung meist eine Förderschule. Nun sprach man vom “gemeinsamen Unterricht” im Rahmen der Inklusion und Regelschulen nahmen auch Schüler und Schülerinnen mit einer Behinderung auf.

Sehr schnell wurde klar, dass die dort vorhandenen Fördermöglichkeiten Schülern und Schülerinnen mit einer Behinderung nicht gerecht wurden. So wurde nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten gesucht und die ersten Konzepte einer Schulbegleitung entstanden.

Anfangs wurden Schulbegleiter und Schulbegleiterinnen überwiegend für pflegerische Aufgaben bei Kindern mit einer körperlichen Behinderung eingesetzt; heute unterstützen sie Schüler und Schülerinnen mit allen möglichen Förderschwerpunkten wie z.B. emotionale und soziale Entwicklung, ein Förderschwerpunkt, der häufig bei Kindern mit FASD festgestellt wird.

 

Eltern

In der Situation als Eltern eines Kindes mit FASD ist es wichtig, im Kontext Schule mit den Lehrer und Lehrerinnen zusammen zu arbeiten. In einer immer heterogener werdenden Gesellschaft sind besonders Bildungseinrichtungen mehr und mehr auf die Mitarbeit von Eltern angewiesen. Im inklusiven Bildungskontext ist es förderlich, als Team mit der Schule zu arbeiten, um gemeinsam ein geeignetes Förderpaket für das Kind zu schnüren. Dafür ist es hilfreich, die eigene Schulbiografie an etlichen Stellen „über Bord“ zu werfen und sich auf neue Wege zu begeben. Schritte, die am Ende dazu beitragen, dass Schule für ein Kind mit FASD gelingen kann.

 

Lehrer und FASD

FASD ist bei vielen Lehrkräften nicht im Studium thematisiert worden. Lehrkräfte treffen erst im Laufe ihres Berufslebens erstmalig auf Schüler und Schülerinnen mit neurodiverser Entwicklung (z.B. Autismus, ADHS, FASD), chronischen Erkrankungen (z.B. Diabetes) oder verschiedenen Körperbehinderungen. Sie beschäftigen sich also erst mit dem Thema FASD, wenn es sie aktuell betrifft.

Die Lehrkräfte benötigen allgemeine Informationen über FASD. Hier kann der Schulflyer von FASD Deutschland e.V. hilfreich sein.

Sie benötigen aber auch individuelle Informationen über das Kind mit FASD, die ihnen von den häuslichen Bezugspersonen gegeben werden müssen.

Mit Wissen über FASD wird es den Lehrkräften gelingen, das Kind mit FASD trotz dessen eventueller Redegewandtheit richtig einzuschätzen. Sie können dann ihre Erwartungen an das Kind nicht vom IQ abhängig machen, sondern anhand der Einschränkungen der Exekutivfunktionen. Sie können dann Leistungsspitzen als etwas Erfreuliches einschätzen, aber nicht als Leistungsstandard setzen. Sie können dann oppositionelles Verhalten nicht persönlich nehmen, sondern als Zeichen von Überforderung sehen.

Für eine gelingende Lehrkraft – Schüler/Schülerinnen-Beziehung ist ein regelmäßiger Austausch zwischen Schule und häuslichen Bezugspersonen wichtig. Die Form des regelmäßigen Austausches sollte besprochen und von allen Beteiligten eingehalten werden (z.B. Mitteilungsheft, wöchentliche Telefonate, monatliche Treffen o.ä.).

Exekutive Funktionen

Die Überprüfungen der kognitiven Fähigkeiten (IQ-Testung) von Menschen mit FASD zeigen, dass es durchschnittlich, aber auch über- und unterdurchschnittliche intellektuelle Begabungen (IQ) innerhalb der fetalen Alkoholspektrumstörung (FASD) gibt. Doch auch bei einem IQ im Normbereich sind Menschen mit FASD „oft nicht in der Lage, ihre Intelligenz angemessen zu nutzen und den sozialen Erwartungen zu entsprechen.

Die Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung von Menschen mit FASD werden durch ihre Störung der exekutiven Funktionen bestimmt. Diese werden „als eine Kernbeeinträchtigung bzw. als Hauptproblem bei Menschen mit FASD beschrieben“.

Was sind exekutive Funktionen?
Grob gesagt sind exekutive Funktionen (eF) höhere kognitive Fähigkeiten, die unabhängig von der gemessenen Intelligenz (IQ) bestehen.
Exekutiven Funktionen sind „die im Gehirn angesiedelten Fertigkeiten, die zur Ausführung bestimmter Vorhaben oder Aufgaben erforderlich sind.

Beispiel: Ich möchte meine Nachbarin zum Kuchen essen einladen!
Um dieses Vorhaben erfolgreich umsetzen zu können, muss ich in der Lage sein, vorausschauend zu handeln und viele Handlungsschritte planen und durchführen zu können. Ich muss einen Termin abstimmen und erinnern, Kuchen und Getränke vorbereiten (selbst machen, einkaufen, backen?), mich und meine Wohnung angemessen für den Besuch vorbereiten…