Kleinkinder mit FASD
Kinder mit FASD sind meist entwicklungsverzögert. Obwohl jedes Kind sein eigenes Entwicklungstempo hat, wird die Diskrepanz zwischen Kindern mit FASD und gesunden Kindern mit zunehmendem Alter immer auffälliger. Hier sollte man dem Kind die Zeit geben, die es braucht, um Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entwickeln.
Merkmale
Auch im Kleinkindalter kann die Entwicklung der Kinder sehr unterschiedlich verlaufen. Während die einen recht unauffällig sind, merkt man bei anderen schon die Entwicklungsverzögerung – gesamt oder in einzelnen Teilbereichen wie Sprache und Motorik.
Einige Kinder sind gesundheitlich sehr auffällig, haben z.B. häufig Infekte.
Die Kinder sind meist sehr pflegeintensiv, Eltern/Bezugspersonen sind oft 24 Stunden im Einsatz. Das kann alle Bereiche oder verschiedene Teilbereiche wie Essen und Schlafen betreffen. Durch Schlafprobleme sind die Kinder oft erschöpft und gereizt.
Im Kleinkindalter können Kinder mit FASD oft schon sehr gut manipulieren. Auffällig ist auch, dass sie entweder keine natürliche Angst bei Gefahr haben, z.B. können sie Freund und Feind nicht unterscheiden, sind sehr anhänglich und suchen Körperkontakt auch zu fremden Menschen (Distanzlosigkeit), oder sie sind überängstlich infolge von Traumatisierung und Verlustängsten. Außerdem zeigen sie häufig unterschiedliche Wahrnehmungen (Hypo- oder Hypersensibilität) bezogen auf Schmerz, Kälte, Wärme, Berührungen usw.
Was kann helfen?
Hilfreich in allen Situationen sind Ruhe und Geduld. Kinder mit FASD entwickeln sich selten nach Tabellen und Richtlinien. Methoden, die bei „gesunden“ Kindern zum Ziel führen, müssen bei Kindern mit FASD nicht zwangsläufig auch funktionieren.
Bei Essproblemen besteht die Möglichkeit, mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt anzubieten, z.B. in Griffhöhe kleine Teller mit kleinen Keksen oder Obst zu deponieren, so dass das Kind „im Vorbeigehen“ essen kann. Gemeinsame Mahlzeiten am Tisch können für das Kind ein Stressfaktor sein, aber: auch Kinder mit FASD können lernen, am Tisch zu sitzen und zu essen. Hilfreich können hier z.B. Noppenkissen auf dem Stuhl oder eine große Schüssel mit Kastanien o.ä. unter dem Tisch sein, in die das Kind seine Füße stecken kann. Stress herausnehmen kann auch bedeuten, das Kind zu füttern (auch wenn es allein essen kann!). Manchmal sind die Kinder einfach überfordert: am Tisch sitzen, das Besteck führen, kauen und schlucken – und dem Tischgespräch folgen…
Bei Distanzlosigkeit kann es helfen, dem Kind wieder und wieder zu erklären, dass sein Verhalten nicht erwünscht ist. Wichtig ist auch, Außenstehende (Nachbarn etc.) mit einzubeziehen. Das „Nein“ in diesen Situationen sollte auch von Fremden kommen, damit das Kind lernt, dass es keine Böswilligkeit der Eltern, sondern eben unerwünschtes Verhalten ist.
Schlafprobleme begleiten Kinder mit FASD und ihre Eltern/Bezugspersonen oft lebenslang. Rituale (siehe Säuglinge/Babys) sind, angepasst an den Entwicklungsstand des Kindes, sehr hilfreich. Auch das Einwickeln des Kindes in eine Decke oder eine Gewichtsdecke können helfen, dass das Kind zur Ruhe kommt. Im Zimmer sollten Schränke geschlossen sein und Regale möglichst nur mit wenig Inhalt, damit die Außenreize minimiert sind und das Kind nicht abgelenkt ist und ständig noch etwas Neues haben möchte. Auch verdunkelte Zimmer können hilfreich sein sowie der Einsatz eines Babyphones.
Hilfreiche Therapien zur Unterstützung der Entwicklung können auch in diesem Alter Krankengymnastik, Frühförderung und Logopädie sowie Hippotherapie sein